Ja, der Großteil passt.
Ende September habe ich die Karosse vom Lackieren zurück bekommen. Was für ein Feiertag!
Es folgte der nächste Feiertag „Tag der Deutschen Einheit“ also logischerweise „es kommt zusammen was zusammen gehört“.
Mithilfe des Treckers des Nachbarn haben wir die Karosse auf das Fahrgestell gehoben.
Dann die Montage der Windschutzscheibe. Darüber gibts viele Tips. Ich habe mir Meterware der Dichtung besorgt und mit Sekundenkleber an den Ecken auf Gehrung verklebt. Für den 170er gilt, dass der Chromrahmen im Keder vor der Montage eingesteckt werden muss. Dann die Ecken re/li satt mit dauerlastischer Buthyl Dichtmasse füllen. Dort könnte Wasser durchsickern.
Als Flutschi habe ich reichlich Spülmittel verwendet. Man muss aufpassen, dass sich durch das Herausziehen der Kordel das Gummiprofil nicht zu sehr verzieht.
Also zwischenzeitlich immer wieder alles zurechtziehen.
Anschliessend habe ich hinter die äussere Dichtlippe gut eine Katusche Butyl gespritzt, damit wirklich alles dicht ist. Ausserdem sind die Nachbaudichtungen dort etwas zu kurz. Also die Kanten vorsichtig mit einem Falzbein richten, bis alles gleichmässig aussieht.
Nun können die restlichen Bitumenfilz- Dämmmatten in den Batterie- und Werkzeugkästen verklebt werden. Ich habe dann das Verdeckgestell und die Leuchten und Winker montiert.
Dann habe ich die Keder zur Türdichtung, die Teppiche im Fußraum verklebt, und auch das Armuturenbrett montiert.
Ihr merkt, das war Schrauben wie in Trance. Da alles einbaufertig bereit lag ging das echt fix.
Zur Montage des Heckdeckels hat meine bessere Hälfte im Kofferraum gelegen, ich hab den Deckel genau aufgelegt, und sie die Schrauben angezogen. Das ging gut. Aufgrund des dort notwendigen sehr engem Spaltmaß von 3mm, ideal.
Elektrik 11/2011
Für die Verkabelung habe ich mich bewusst gegen einen fertigen Kabelbaum entschieden. So konnte ich mir die nicht originalen aber notwendigen Komponenten da hinlegen, wo ich sie haben wollte. Das Blinkrelais hinter der Uhr, damit ich das Klacken höre. Die Winker/Blink/Bremslichtschaltung (siehe Basteleien) im Batteriefach.
Hinzu kommt eine Steckdose zwischen den Sitzen. Die ist für Telefon oder Navi Ladegeräte. Da die fast alle mit elektronischen Spannungsreglern die normalen 12 V auf 5 V herunterregeln, geht das auch problemlos mit 6 Volt. Kabel sind natürlich stoffummantelte Kabel, die unter den Auto in Schrumpfschläuchen laufen und im sichtbaren Bereich mit Stoffband (von Kabel Schmidt) umwickelt sind. Das Gute an der Vorgehensweise ist, dass ich alles ausprobieren kann und erst wenn es funktioniert, ummanteln kann.
Ist die Elektrik fertig, konnte ich die Türen und Kotflügel montieren. Die Türen könnte man auch vorher einbauen, doch stören die erheblich bei der Zugänglichkeit. Die Chromkeder hab ich nach dem losen anhängen der Kotflügel eingeschoben.
Dann habe ich alle Chromleisten montiert.
Mercedes schrieb vor, die Unterlagen unter den Chromleisten mit Wagenfarbe ohne Härter zu lackieren. Das funktioniert mit den heutigen Wasserlacken naturlich nicht. Also habe ich lösungsmittelhalten Kunstharzlack aus dem Baumarkt in Wagenfarbe abgemischt. Aufgrund der Zweifarbigkeit dann auch die obere Kante in dunkelgrün und die untere Kante in mittelgrün lackiert.
Verdeck 1/2012
Das Verdeck habe ich selber gebaut. Ok, das liegt vom Niveau her etwas über dem Radioeinbau, ist aber mit enormer Sorgfalt machbar. Zuerst wird der Himmel angepasst, dann mit geraden (!!!) Nähten mit Nesselstreifen vernäht, die dann um die Spriegel genäht werden. Hier wir nicht geklebt, damit sich der Stoff auf den Spriegeln beim Schließen drehen kann. Das muss passen! Ich habe hier immer wieder Fotos gemacht und kontrolliert, auf Fotos sieht man Fehler deutlich besser, das im Fahrzeug.
Die Lage des Eckspriegels hinten habe ich aus Zeichnungen heraus gemessen und dann mit Holzleisten fixiert. Hier könnte der Spriegel aber durchaus noch etwas höher sitzen, da sich beim Falten mit der Aussenhülle dann herausstellte, das dass Fenster nur unter Spannung beim Zurückschlagen in seiner Position liegt.
An den oberen Sturmstangenanschlägen kommt ein sehr festes Leder unter den nun folgenden Segelleinen, damit sich der Stoff nicht in die Mechanik verklemmen kann.
Dann folgt über den Spriegeln ein Lage Segeleinen und Gurte. Gute und Leien werden untereinander und mit den Laschen des Innenhimmels nur mit Hand vernäht. Hier sieht man auch die Lasierstiche unter die dann Rosshaar gesteckt wird.
Mit diesem Vernähen war ich ohne Anpassen alleine eine Woche beschäftigt.
Nun folgt das Rosshaar, denn damit wird die Form des Verdecks bestimmt.
Das Rosshaar wird in fest gedrehten Zöpfen geliefert, die man prima vor dem Fernseher wieder locker auseinander zupfen kann. Wenn man allein sieht wieviel Aufwand da drin steckt, versteht man, warum ein solches Verdeck so teuer ist.
Dann wird alles mit einer weiteren Lage Nessel abgedeckt.
Hier an der Hinterkante mit Messingnägeln genagelt. Dann spannte ich es gleichmässig nach vorne. Da muss ordentlich Spannung drauf!
An den Kanten wieder mit der Hand vernäht und auch mit dem Segelleinen unter dem Rosshaar vernäht.
So ergibt sich eine Art separates Kissen zwischen dem Innenhimmel und dem eigentlichem Verdeckobertuch.
Von der Montege habe ich keine Bilder. Das Heckfenster wird ausgeschnitten. und dann der Oberstoff angepasst, genäht und am Verdeck vernagelt. Auch hier habe ich Messingnägel verwendet. Dann habe ich die Abschlusschromleiste genau angepasst, die Nagellöcher vorgebohrt, die Positionen auf die Leiste übertragen und genau dort die Nägel hart eingelötet. Das wird dannach erst verchromt und als letztes Teil montiert.
Probefahrten und TÜV 3/2012
Ihr merkt schon im Dezember wollte ich fertig werden. Im Januar wurde das Verdeck fertig, und dann passten plötzlich Teile nicht so wie sie sollten. Türverkleidungen, Schlossabdeckungen, Fensterrahmen. Alles hatte es auch mich abgesehen.
Sch… !!!
Als ich fast schon eine Axt in der Hand hatte. Habe ich alles stehen und liegen gelassen. Ich brauchte Abstand! Nach 6 Wochen nichts tun, passte es dann.
Es folgten Probefahrten. Bei der ersten fiel ein Rad hinten ab, weil ich den Lack der Felgen unter den Radmuttern nicht sauber abgekratzt hatte. Also den beschädigten Kotflügel wieder abgebaut und nochmal zum Lackierer getragen. Damit nicht genug, liess sich auch das Getriebe nicht richtig schalten. Also auch das nochmal ausgebaut, Kupplung neu eingestellt und alles wieder zusammengesetzt.
Egal ich war deutlich entspannter…
Am 6.3. war ich erfolgreich beim TÜV.
Zum Schluß hab ich noch die Verdeckpersennning genäht.
Epilog 4/2012
Fast 4 Jahre Arbeit.
Was hatte ich vorher: Einen Wagen zum Benutzen, etwas verschrammelt, klappernd. Ich bin damit zum Supermarkt gefahren, wie auch die Vorbesitzerin – hab ihn benutzt. Der Unbedarfte fand ihn schön; ich sah jedoch die Fehler. Die Elektrik bestand aus Lüsterklemmen mit etwas Draht dazwischen, an den Leuchten lagen sagenhafte 4 Volt an. Der Motor startete widerwillig.
Was habe ich jetzt? Ein Auto bis auf Chrom und Lack fast komplett selbst gebaut. Eine Augenweide! Ein paar Makel konnte und wollte ich erhalten: Die Türgriffe sind pickelig, die Schalter innen abgenutzt, aber nicht schäbig.
Gut, ich (und nur ich) weis wo ich mit dem Schraubenzieher bei der Montage abgerutscht bin. Minimalste Macken.
Das Wertgutachten weist einen Marktwert mit Zustandsnote 1 aus, der ein Benutzen eigentlich verbietet.
Doch genau das will ich machen! Es fährt sich Sahne, ein Traum. Manchmal wundern wir uns, warum die Leute so gucken, doch wenn ich dann aussteige, fällt es mir wieder ein.
Ich bin auch schon wieder beim Supermarkt gewesen, als wäre nichts geschehen...